Vom Kampf am Langen Messer

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Übersicht

Vom Kampf am Langen Messer
Autor Rivan Fearis
Art Abhandlung; Waffenkunst
Form gebunden
Sprache allgemein
Zugang -

Inhalt

Das Buch ist reich bebildert. Im ersten Kapitel zeigen zahlreiche Skizzen die verschiedenen Säbeltypen. Den Buchdeckel ziert ein Bild eines bärtigen Kriegers in voller Rüstung, der seinen Säbel in den Himmel stößt. Er steht auf einer übergroßen Münze, die das Abbild Tymoras zeigt.

Einleitung- Von langen Messern und Säbeln


Berichten soll dieses Buch von meinem Lernen und Lehren im Kampfe. Viele haben ich bestanden, die wenigsten frei gewählt. Viele habe ich verloren, und dennoch überlebt. Beschreiben will ich, eine Königin unter den Waffen, die Edelmann wie Bauer schmückt, Wächter wie auch Korsar. Das lange Messer hat soviele Namen wie Erscheinungsformen.
Ob es Scimitar genannt wird, oder Säbel, ob der Bauch der Klinge schlank ist, wie jener einer schönen Maid, oder feist wie der eines reichen Krämers. Ob mit geradem Griffe, einfach und schlicht, oder mit fein fernziertem Korbe, ob krumm wie der Rücken des Kräuterweibes, oder gerade wie der Stamm der Eiche.
Nenne man mir eine andere Klinge, welche sich solch vieler Formen, solch verschiedenster Kampftechniken bedienen kann! Das lange Schwert, ob dick oder kurz, mag besser stechen, doch sein Schnitt ist bescheiden. Die Nadel, welch mancher Geck Rapier zu nennen denkt, noch viel besser stechen tut, doch wie biegt und windet sich das Klingchen unter den Hieben! Manch ein Held soll mit dem Schwung des Bidenhänders Bäume fällen, doch wie plump und schwerfällig liegt er in der Hand? Sein Stich ist wie der Tritt eines Ackergaules: Kräftig aber Stumpf und ungezielt.
Hieb und Stich in Perfektion, so kann man den Säbel rufen. Wie viel leichter noch dazu zu führen ist es? Ein jeder Bauer kann es führen. Kraft und Schnitt des Schlages sind nicht nur auf den oberen Teil der Schneide beschränkt, nein! Die Krümmung der Klinge ist es, die die gesamte Waffe zu einem Instrument des Kampfes macht! Je mehr der Säbel dem halben Monde am Himmel gleich, desto besser ist er geeignet um Fleisch und Sehnen zu durchtrennen, um Knochen zu zertrümmern, doch verliert sie damit auch immer mehr Macht zum Stoße. Gleicht die Krümmung einer sanften Welle im abendlichen Meer, so ist der Stich genau, der Hieb nicht viel schwächer.


Zum Tanze mit dem Säbel

Welche Waffe man auch immer wählen mag, ob Säbel, Schwert, Axt oder bloße Fäuste, immer kommt es darauf an, wo man kämpft. Es ist immer zu bevorzugen, dem eigenen Schicksale gute Karten zu mischen und den Ort, wie auch die Zeit selber zu wählen. Kennt man diese beiden Faktoren, ist der Kampf schon so gut wie gewonnen.
Tymora liebt die Wagemutigen, aber zu schwer sollte man der lächelnden Herrin ihre Arbeit nicht machen. Gute Vorbereitung des Feldes ist ebenso wichtig, wie die Pflege von Rüstung und Waffen. Wer sein Säbel nicht pflegt und regelmässig ölt, dem wird es durch Scharten, Stumpfheit oder gar das Brechen der Waffe gedankt. Das richtige Öl mag zu dem für den letzten und damit entscheidenden Vorteil sorgen, wenn es gegen ungewöhnliche Gegner geht. Manches Öl macht die Waffe nicht nur schärfer, sondern hüllt sie auch in eines der Elemente, so dass die Klinge auch Knochen und untotes Fleisch zerschneidet. So wichtig wie die Bereitung von Waffe und Rüstung ist die Wahl des Schlachtfeldes, wo es möglich ist.
Hat man die Wahl, so kämpfe man von oben nach unten, niemals anders herum. Gerade der Säbel ist eine Waffe, dessen Hieb so zu mehr Wucht kommt, dessen Finten so besser das Ziel finden. Enge und Weite des Feldes sind weniger ein Problem für diese Waffe, kann sie doch in weitem Bogen geschwungen werden, als auch dicht am Leib geführt. Wo in dunklen Gassen, Höhlen und Häusern Hellebarde und Zweihänder nutzlos sind, erweist sich die gebogene Klinge als herausragend.
Wo es Dir möglich ist, sichere Flanken und Rücken durch Wände und Mauern, doch vergiss nicht, dass ein Schritt zurück besser sein mag, als eine durchbohrte Brust.
Ein Einzelner, ob Mann oder Frau mag so die Enge Passage blockieren, den Rückzug der Freunde decken.


Zum Paartanz

Immer ist es zu bevorzugen nur einem Gegner zur gleichen Zeit zu begegnen. Nur eine einzelne Klinge, maximal eine zweite die auf Dich eindringt ist meist mehr als die Aufmerksamkeit verkraftet, wenn der Gegner kein Laie ist.
Merke Dir, dass egal wie das Gegenüber scheint, ob Bauer, Krämer, Kräuterfrau oder Ritter, ein einzelner Streich und Stich reicht und vorbei ist es mit der Familienehre. Tymora ist eine gnädige Göttin, doch wechselseitig ihr Segen. Achte einen jeden Gegner gleich und niemals zu niedrig. Zieht er die Klinge, so warne ihn einmal, hebt er sie und tritt auf Dich zu, mahne ihn im Namen der Göttin. Legt er die Waffe nicht nieder, so zögere niemals ihn dazu zu zwingen. Ob Schlag vom Dache oder hieb aus dem tiefen Tal, wie immer auch der Tanz beginnen mag, bedenke,dass nur einer führen kann. Auf einen jeden Schritt folgt ein Gegenschritt.

Hier fechten sie am Messer, Tymora wird uns nicht vergessen.
Der will hauen von hoch, vom Dach! So will der den Hau versetzen mit aller Macht, aus tiefem Tal.

Mag auch das Ziel sein, den Gegner zu bezwingen, so ist nicht immer der direkte Weg, der direkte Schlag auf Leib und Kopf die Lösung. Ein sanfter Block und des Feindes Klinge gleitet am Säbel.

Der hat seinen Schlag getan. Der hat den Schlag versetzet und greift über nun übern Arm!

Die freie Hand nun um den Waffen Arm und blockiert ist die drohende Klinge, kein Stahl mehr zwischen dem unsren Säbel und des Feindes Fleisch.


Achte auf Füße, Augen, Beine, all dies verkündet des Gegners Richtung. Die Füße mehr denn alles andere. Der Blick kann täuschen, die Spannung des Schenkels Finte sein. Doch Füße brauchen festen Stand, wenn sie sich heben, so müssen sie auch wieder sinken.
Ein Schlag pariere nie mit der scharfen Seite der Klinge, wo die Rückseite Dir möglich ist. Häßliche Scharten, Stumpfheit oder gar Bruch drohen, bist Du zu achtlos.

Der haut frei vom Dach. Der hat versetzt mit gewendeter Hand und tritt nun vor im Reißen!

Glieder und Gleichgewicht sind das Ziel, denke daran, dass nicht der mächtige Schlag entscheiden muss, sondern dass ein kluger Schritt zur Seite, ein rascher Griff den Kampfe schnell beenden kann. Zögere nicht beim Stoße mit Knie, Ellbogen oder der bloßen Faust.

Hier hat er vorgetreten, Und reißt nun mit dem Stoß des Feindes Messer zu!

Nutze die Kraft des Gegners für Dich, so sparst Du an eigener Energie.



Der Tanz in der Gruppe

Ist es nicht zu vermeiden, dass der Feind mehr ist als Du, so suche nicht die Nähe eines einzelnen, wenn Du dem anderen Flanke und Rücken bietest. Nutze den Ort, wie es beschrieben ward und nutze die Zahl der Feinde, so dass sie sich selbst hindern.
Bringe Dich vor nur einen, so dass der andere erst muss kreisen. Der Kampf mit dem Messer ist ein Kampf mit den Füßen. Eile, doch übereile nicht, führe Deine Hiebe weit, auf das sie Dir Raum schaffen, nutze die schnelleren Stöße, auf dass Du einen versetzten Gegner schnell ausschaltest. Halte Dich nicht mit Verletzten auf, sie behindern den Feind mehr, als denn sie nutzen. Tod helfen sie auch Dir nicht, denn sie werden Dich und den Gegner gleichermassen behindern.
Für Tor und Tempus mag Rückzug eine Schande sein, doch vergiss niemals, dass Tymora auch am nächsten Tag noch lächelt. Ein anderer Tanz und die Münze kann zu Deinen Gunsten fallen.


Der Tanz mit dem Magier, und dem Meister am Bogen

So unterschiedlich sie sein mögen, doch ihnen ist eins, dass sie auf große Entfernung Dich schlagen können. Auf dem Schlachtfeld sind sie die größte Bedrohung, können Dich und all die Deinen vernichten und Du merkst es nicht. Zwei Dinge sind es, die sie unterlegen machen: Nur selten sind sie schwer gerüstet, ja selten nur können sie sich im Nahkampfe erwehren und zweiterens braucht gewebte Magie, wie gezielter Schuß viel Konzentration.
Nutze die Deckung des Geländes, welche sich bietet, eile heran, um sie aus dem Kampfe zu nehmen. Gegen den Schützen ist der Schild Dein Freund, doch gegen den Magier mag er nicht viel helfen. So Du heran bist, so zögere nicht mit dem heben des Säbels, stoße sie um mit Schulter, Schild und Faust. Dem gezielten Hieb eines Kriegers kann ein Magier kaum widerstehen, zu schwächlich sind sie, zu wenig haben sie ihren Körper gestählt, Gunsten ihres Geistes.
Doch fürchte ihre Macht, stähle Deinen Willen, wenn Du sie siehst, denn kaum etwas Schlimmeres, gibt es für Dich zu erwarten.
So Ihr in den eigenen Reihen Magier und Schützen führt, so bittet um ihren Schutz und ihre magischen Sprüche, ebenso wie um ihr gezieltes Feuer, Pfeil und Magie.
Schützt sie mit dem eigenen Leib und dem eigenen Leben, so dass andere nicht das tun können, was ihr tun würdet.



Zusammenfassung: Der Tanz mit Tymora

Das lächelnde Fräulein ist keine blutige Göttin. Sie liebt den Kampf nicht, sondern den Witz, die List, den Humor. Und doch ist sie es, die den Bauern in der Schlacht die Chance gegen den Ritter gibt. Sie ist es, die dem Büttel in finsterster Nacht und noch dunkleren Gassen beisteht gegen ein Dutzend Räuber.
Die Münze fällt nie so entscheidend wie in diesen Momenten, wo Leben und Tod so dicht beisammen sind. Vertraue auf sie, wenn Du es musst, doch sorge dafür, Ihr Werk nicht unnötig zu erschweren.
Es mag Sache der Edlen sein auf Ehre zu Vertrauen, doch scheue nicht, im rechten Moment die Klinge dort gleiten zu lassen, wo wenig Sonne scheint. Zögere nicht mit der freien Faust einen Schlag in die Nieren zu landen oder dem Gegner ein Bein zu stellen.
Er würde dasselbe gewiss tun.
Kämpfe in ihrem Sinn, mit Witz. Kämpfe mit dem Kopf, in dem Du Dich weise vorbereitest und nicht blind in den Kampf stürmst. Kämpfe mit dem Verstand, auf das Du die Gegner in die Irre führst, sie täuscht und nicht in ihre Falle tappst. Kämpfe mit der Seele, auf das Du Dich den Feinden stellst, solange wie nötig, doch niemals Dein Leben wegschmeißt.
Kämpfe mit dem Herzen und Du wirst nicht versagen.
Kämpfe mit dem Glauben an Tymora und lege beide Hände um den Säbel, so Du keine Hoffnung mehr siehst. Lerne die hier gewiesenen Griffe, doch vergiss nie, dass die Göttin Deine Hände führt. Führe Deine Hiebe mit einer Wucht, aus Armen, Herzen, Seele, das ihnen niemand zu widerstehen wagt.
Glauben, Können und Verstand mögen Dir tausend Siege bringen.

Tymora mit Dir, Streiter!


Zusatzbemerkungen

((Bisher wurde dem Werk noch keine Bemerkung angefügt))