Karawanentagebuch

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Karawanentagebuch

1095, das Jahr des Morgentanzes

Zweck: Gifte zu kaufen, um Heilmittel herstellen zu können.

Auftraggeber: Handelsfamilie Biedermann.

Die vorigen Seiten sind alle sehr unleserlich. Auf manchen Seiten findet man immer noch den Wüstenstaub. Auf anderen Seiten stehen Angaben über Tücher, Stoffe, Gifte, seltene Wüstenpflanzen mit ihren dazugehörigen Preisen. Wenn Ihr weiter durch das Buch blättert, fallen Euch einige Passagen auf, die gekennzeichnet wurden.

Tag 14

Unser Wasser neigt sich dem Ende zu. Als wir vor ein paar Tagen einen blauen Drachen am Himmel fliegen sahen, verdunstete unser Wasservorrat schneller wie üblich, obwohl wir alles sorgsam verschlossen. Diese Bestie muss irgendetwas damit angestellt haben. Die Stimmung unter uns wird immer gereizter. Noch ein paar Tage und wir erreichen die Oase in der Wüste Akshar.

Tag 15

Dies ist nicht meine erste Reise durch die Wüste und so wie es ausschaut, wohl meine letzte. Wir haben uns verirrt, dieser Wüstenführer war wahrscheinlich nur am Rande dieser Wüste und hat uns belogen oder will uns in einen Hinterhalt führen. Wir Händler haben beschlossen, ihn morgen zu töten. Sein Wasservorrat verlängert unser Überleben.

Tag 16

Der Führer ist tot und sein Wasser aufgeteilt. Ich vermute, dass dieser blaue Drache immer noch in der Nähe ist, denn irgendwie verschwindet immer auf magische Weise ein Teil unseres Wasservorrats. Mit den anderen Händlern in der Karawane habe ich Probleme über die Wahl der Richtung, die wir einschlagen. Deshalb werde ich mich von ihnen trennen. Diese Idioten laufen nur im Kreis herum und merken es nicht.

Tag 17

Endlich alleine und ich hatte auch Glück. Spät am Abend traf ich einen Beduinen von der Oase. Ich berichtete ihm alles und er gab mir Recht bei meiner Vermutung, dass der Drache Magie angewendet hatte, um unseren Wasservorrat langsam zu verknappen. Diese arglistige Bestie würde zuschauen, wie wir langsam verdursten würden und ergötzte sich noch an unserem Anblick. Wenn ich nur könnte, ich würde ihm den Bauch aufschlitzen und sein Blut trinken.

Tag 18

Wir fanden meine Kameraden, allerdings war nicht mehr viel von ihnen übrig. Am Boden lagen noch einige Stoffe, die es wohl nicht wert waren vom Drachen mitgenommen zu werden. Ansonsten lagen nur noch Knochen von ihnen herum. Die Geier, weswegen wir sie überhaupt gefunden hatten, hatten schon gute Arbeit geleistet. Der Beduine nahm alles mit, was er tragen konnte und ich tat es ebenfalls. In meinem lethargischen Zustand nahm ich das alles nicht mehr richtig wahr. Aber im Nachhinein war dies das Schlimmste, was ich je gesehen hatte.

Tag 19

Wie jeden Tag brannte die Wüstensonne auf uns herunter. Der Beduine sagte, dass wir heute an einer nicht sehr sicheren Gegend übernachten werden und ich sollte wachsam sein. Nachts würden dort immer bissige Spinnen auftauchen. Bei dieser Aussage könnte ich ihm heute noch die Gurgel durchschneiden. Lieber wäre ich den Lebensfluss hinab gefahren als mich dort hinzulegen.

Wir schlugen unser Lager auf. Wie immer hatten wir tagsüber den Kameldung gesammelt, damit wir des Nachts ein kleines Feuer machen konnten, um uns ein wenig zu wärmen. Es wurde wie immer sehr kühl, sobald die Sonne untergegangen war. Wir aßen unser gedörrtes Fleisch und tranken von unserem restlichen Wasser. Wir mussten nur noch sechs Stunden am nächsten Tag bis zur Oase laufen und konnten jetzt großzügiger sein. Auf der rechten Seite des Feuers schlug ich meine Decke auf und streckte mich aus. Der Beduine riet, ich sollte besser in der Nähe der Kamele schlafen, da diese die Spinnen besser wahrnehmen würden und wir auf ihnen davon reiten konnten. „Blöder Beduine“, dachte ich mir, „sagt mir, diese Spinnen seien für Menschen nicht giftig und verkriecht sich.“ Einige Stunden musste ich wohl geschlafen haben, als mich ein schmerzhafter Biss ins Bein aufweckte. Irgendetwas Haariges krabbelte auf meiner Hand, meinem Bein und auf meinem Bauch herum. Ein Kloß steckte mir im Hals und vor Schreck konnte ich mich nicht bewegen. Ich wollte schreien, aber es kam nur ein Röcheln hervor. Schon wieder biss dieses achtbeinige Tier in meinen Fuß. Etwas Haariges kroch auf mein Gesicht zu, ich spürte es ganz deutlich. Ich stellte mir diese Spinne vor, mit ihren geifernden Fängen, wie sie mich verspeisen würde. Ein Spinnenbein berührte meinen Hals und in diesem Moment konnte ich mich endlich wieder bewegen und herumwälzen. Es knackte neben mir und ich fühlte, dass ich wohl eine Spinne zerdrückt hatte. Etwas feuchtes klebte an mir und mir wurde übel bei diesem Gedanken, dass das eine Spinne ist. Auf einmal packten mich kräftige Hände und hoben mich hoch. Der Beduine musste wohl von seinem Kamel geweckt worden sein. Unsanft schmissen mich seine Hände in Richtung meines Kamels, wo ich dann auch liegen blieb und mich nicht mehr rührte. Der Beduine zog seinen Krummsäbel und hieb auf die Spinnen ein. Nach kurzer Zeit waren alle achtbeinigen Monster tot oder in der Nacht verschwunden. Erschöpft und erleichtert schlief ich nach wenigen Minuten wieder ein.

Am nächsten Tag wachte ich auf und sah ein sabberndes Kamelmaul über mir. Der Morgen fing schon gut an. Auf meiner Kleidung war noch die Spinne. Anscheinend hatte ich sie sehr zerdrückt und die Hitze hatte sie schon eingebrannt. Wenigstens stank es nicht so schlimm, wie ich befürchtete. Der Beduine erwartete mich schon und reichte mir in einer Schüssel ein weißes Fleisch, das ich bisher noch gesehen hatte. Er sagte etwas auf Beduinisch, was ich nicht verstand. Er meinte, es gibt dafür kein Wort in meiner Sprache. Das Fleisch schmeckte nicht schlecht - etwas bitter aber sehr zart. Die Spinnenkadaver hatte er wohl beseitigt, denn ich sah zu diesem Zeitpunkte keine mehr, außer jener auf meiner Kleidung. Nach einem guten Frühstück brachen wir auf. Nachdem wir die erste Sanddüne mit unseren Kamelen überquert hatten, sah ich einige Spinnenpanzer. Diese waren alle aufgebrochen und leer. Langsam dämmerte es mir, was wohl das weiße Fleisch gewesen ist. Barbaren fressen alles was kreucht und fleucht.

Das war die letzte Reise, die ich hierher gemacht habe. Eine neue Nahrungsquelle kenne ich nun auch, doch bezweifle ich, dass diese in Mîrhaven angenommen wird. Diese Spinnenart wird bei den Beduinen „Tänzelnde Dame“ genannt, wie ich später erfuhr.

Tag 20

Die Verhandlungen laufen günstig. Mit dem Wenigen, das ich noch zum Tauschen hatte, habe ich den maximalen Erfolg erzielt.

Tag 21

Mein neuer Beduinenführer brachte mich zurück an den Wüsterand Akshars. Diesen Teil der Reise konnte ich noch ohne zusätzliche Kosten herausschlagen. Die zwei Wochen Rückreise in die Zivilisation liefen ohne Probleme ab. Zwischenzeitlich kam mir der Verdacht, dass die Beduinen und der Drache ein Geschäft abgeschlossen hatten. Auf jeden Fall würde ich jedem empfehlen, einen Beduinen als Führer mitzunehmen und nie einen Wüstenrandbewohner. Denn wenn ich mich zurückerinnere, hatte ich immer das Glück, einen Beduinenführer auf all meinen Reisen durch die Wüste zu finden. Karawanenführer: Markus Federfuß, Bevollmächtigter der Familie Biedermann.