Die Acht Ritter Ornocuirs - Von der Entstehung der Bergfeste Teil I

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Erscheinung

In der kleinen Bibliothek der Winterrache ruht auf einem Podest ein fast armlanger, in dickes Schweinsleder gehüllter Foliant. Auf den dicken, klebrigen Seiten halten die Chronisten der Burg die Geschichte des Ordens seit seiner Gründung fest. Weit hinten im Folianten erkennt man anhand der weniger vergilbten Farbe einen großen Stapel neu eingeklebter Seiten. Sie beschreiben die neue Ära der Winterrache, die Gründung der Winterwächter. Macht sich jemand die Mühe, die vordersten schweren, dick zusammengeklebten Seiten aufzuschlagen, so findet er die einzig niedergeschriebene Erzählung der Acht Ritter Ornocuirs, den Gründern der Burg.


Verbreitung

Die Erzählung ist den meisten Rittern und Winterwächtern mehr oder weniger detailreich bekannt. So wie sie in der Bibliothekt niedergelegt wurde, ist sie allerdings einzigartig.

Auszüge

Mehr als ein Menschenalter ist es nun her, dass der ehrenwerte Orden der Ritterlichen Beschützer seine Aufmerksamkeit auf Amdir richtete. Gerüchte über eine besonders schwache Verbindung zu anderen Ebenen bereiteten den Weisen Sorge, die Insel könnte zu einem Eintrittspunkt für Dämonen und andere dunkle Wesen werden. Einer der bewährtesten unter ihnen, Sir Desmond Pakusch, wurde ausersehen, zwanzig Ritter auf die Insel zu führen und dem Orden von jeder Gefahr zu berichten, die von diesem Ort ausgehen mochten.

Nach Wochen der Überfahrt landeten die Ritter in Mîrhaven, Stadt des Handels. Dort fanden sie nicht das Böse, das sie erwartet hatten: Die Inselbewohner schienen nicht von den Ebenen berührt, ja sie spielten für das Leben der Meisten keine Rolle. Die erwarteten Phänomene blieben zumindest für damalige Augen verborgen. Vielmehr war es ein ausbeuterischer und korrupter Stadtrat in Mîrhaven, der ohne Maß und wider alle Gesetze die Bürger in bettelarm und unermesslich reich aufteilte.

Die Armut und Verzweiflung vieler rührte die Herzen der Ritter, doch war es nicht ihre Aufgabe, den gerechtfertigten Umsturz des Stadtrates herbeizuführen. Sie besuchten Elboria, Telodûr und sogar die dunkle Stadt Valvec. Nirgendswo fanden sie einen Hinweis, dass die Befürchtungen des Ordens erfüllt waren. Ungerechtigkeit und Leid fanden sie, doch sie wähnten sich zu wenig an Zeit und Männern, um die Städte in ihrem Wesen ändern zu können. Vor allem fehlte es ihnen an einem sichtbaren Weg.

So warteten sie bereits auf das Schiff, das sie wieder auf das Festland bringen würde, als sie von Goath angesprochen wurden. Goath war ein Diener von Akadi, der Windfürstin. Gleichzeitig war er Zwillingsbruder des Irean, welcher diente Auril, der Frostmaid. Goath und Irean waren im Körper wie im Geiste fast gleich, und ihr Glaube war das Einzige, was sie zu trennen vermochte. Beide hatten dieselbe Vision erhalten von einer blühenden Siedlung inmitten der kalten Einöde von Winterrache, und beide glaubten sie, dass es der Wille ihrer Göttinnen sei. Die Armen waren für ihre Worte am willigsten, doch obwohl der Stadtrat nicht traurig war, dass die Besitzlosen gingen, wollten sie ihnen auch keinen Schutz für die gefährliche Reise bieten. Doch während Goath offen für seine Göttin eintrat, verbarg Irean seinen Glauben, denn er fürchtete, dass sie der bitterbösen Auril nicht vertrauten. So täuschten sie auch die Ritter, welche als letzte Tat auf Amdir ihre Unterstützung für die Reise nach Winterrache zusagten.

Der Zug der Armen und der Ritter erreichte ohne Hindernisse die Berge Winterraches. An der Schneegrenze schlugen sie ihr erstes Lager auf, und schon am nächsten Tag wurden sie von dem Barbarenstamm der Barnrikts begrüßt. Dieses Volk aus kämpferischen Frauen befand sich im Krieg mit den Fjällvargs, und boten ihnen ein friedliches Zusammenleben an im Austausch für das Auslöschen dieses feindlichen Stammes. Bei Lagerfeuern erzählten die Frauen schauderhafte Dinge über die Untaten ihrer Feinde, sie würden ihre eigenen Leute und auch jeden Gefangenen essen und viele Ritter fanden sich in den Bann der kalten Schönheiten geschlagen. In derselben Nacht verschwanden tatsächlich einige der Auswanderer spurlos, und fern waren Schlachtrufe zu hören. Wahrlich, so meinten sie nachdem sie überzeugt waren, es wäre die Welt besser, wenn die Fjällvargs endgültig vertrieben wären.

So zeigten die Frauen der Barnrikts den Rittern, wo die geheimen Pfade und Schleichwege der Kannibalen verliefen. Ihres Vorteils beraubt, hatten die kleinen Jagdgruppen der Menschenfresser den kampferprobten Rittern nichts entgegenzusetzen. Sie wurden durch die Berge gejagt und auseinandergetrieben. Die Ritter begannen sie zu unterschätzen und stießen immer weiter in unbekanntes Gebiet vor. In einem weiten Tal liefen sie unversehens in den geballten Widerstand der Menschenfresser. Die Barnrikts flohen, und die Ritter stellten sich vor sie und wollten ihren Rückzug schützen. Einer nach dem anderen fiel unter den blutigen Klauen. Sie hätten alle den Tod gefunden, hätte nicht Ornocuir, der Silberdrache, Gefallen an den Menschen gefunden. Ihr Ruf allein genügte und die Kannibalen erstarrten in Angst. Zweimal flog ihr Schatten über sie, bis auch der letzte getötet oder geflohen war. Dann landete sie vor den letzten überlebenden Rittern, und sprach zu ihnen.

Acht von ursprünglich zwanzig waren verblieben. Sir Desmond trat vor den Silberdrachen und dankte auf Knien für ihre Hilfe. Ornocuir erzählte von den Kannibalen und den Kriegerfrauen, und sie verriet ihnen, dass die Frauen einen scheußlichen Betrug an ihnen planten: Denn es waren nicht die wehrlosen Bauern, die sie wollten, sondern die Knechtschaft der Ritter, um eine neue Generation Krieger hervorzubringen. Alle Kämpfe lang hatten die Barnrikt-Frauen die Ritter beobachtet und auf den Moment gewartet, da die Stärksten sich hervorgetan hatten, um diese bei ihrer siegreichen Rückkehr zu entführen. Ornocuir wusste auch einen geheimen Weg zu der Siedlung der Barnrikt-Frauen, die den Rittern helfen sollte ihr Schicksal zu ändern.

Ein jeder der acht Ritter erhielt eine Gabe von dem Silberdrachen, die ihm helfen sollte, in der kommenden Schlacht zu bestehen. Sir Archibald, der kühnste unter ihnen, erhielt die Macht, allein durch seinen Ruf die Furcht aus den Herzen seiner Mitstreiter zu nehmen. Lady Euripida konnte jede Täuschung und Hinterlist aus den Augen ihrer Gegner lesen, Sir Eric konnte fortan die Schmerzen seiner Freunde teilen, um sie vor Schaden zu bewahren. Lady Ingas Zunge konnte niemand mehr eine Lüge zutrauen und Sir Ivorhal gab sich völlig dem Geiste Torms hin, der ihn über das Schlachtfeld trug. Unter Lady Magalis Händen starb kein Verwundeter und Sir Celaldor fühlte fortan auch in der dunkelsten Schlacht, welche Partei die gerechte war. Sir Desmond aber erhielt die Gabe der Spiritualität und der Vorahnung, und von jenem Tage an reichte sein Horizont weit über seine bisherigen Grenzen hinaus.

Sir Desmond erkannte nun ebenso den Plan der Kriegerfrauen und führte die Ritter über den geheimen Weg in ihr Dorf. Dort unterwarfen sie die Barnrikts und zwangen sie, ihre Siedlung zu verlassen. Das Dorf wurde zur Siedlung in Winterrache und vor dem Eingang zu jenem Tal begannen sie eine Burg zu erbauen.