Drei Eichen
Sage um die Höhle "bei den drei Eichen" nahe Hohenbrunn.
Wenn ein Halblingskind zu weit von Hohenbrunn fortgelaufen ist und sich zu der Höhle verirrt, die von Tomriks Haus aus den Hohlweg entlang vor Hohenbrunn liegt, so erzählen ihre Mütter ihnen noch heute die Geschichte von den drei Eichen.
In alter Zeit als Hohenbrunn kaum gegründet war, lebten drei junge Dryaden eng verbunden mit ihren Eichschösslingen in der Gegend nahe des kleinen Dorfes. Es handelte sich um gutherzige Wesen, die nichts außer ihrem jungen Leben und ihrer Liebe zu ihrem Baum kannten.
Eines Tages jedoch kam ein junger Halbling aus Hohenbrunn an der Stelle der drei Eichbäume vorbei. Wiewohl sie sich zunächst versteckten, merkten die Dryaden schnell, dass ihnen hier keine Gefahr drohte. So umringten sie den Jüngling und sprachen ihn an. Er erzählte ihnen von Hohenbrunn und von Seinesgleichen und von der Welt, die sogar noch weiter weg liege als die See, und dass er von dort gekommen sei. Da erwachte in den drei Dryaden, was selten ist, eine Neugier, etwas anderes kennenzulernen als das Leben für und mit ihrer Eiche. Sie begleiteten den jungen Halbling ein Stück, doch je weiter sie sich von ihren Bäumen entfernten, umso elender wurde ihnen, denn stark ist der Zauber zwischen Dryade und Baum. Schließlich mussten sie schweren Herzens umkehren, doch verließ sie die Sehnsucht nach der Ferne von dort an nicht mehr.
Einige Jahre waren ins Land gegangen, da zog ein finsterer Schatten des Nachts durch Hohenbrunn. So machtvoll war die Erscheinung, dass kein Schutz und kein Zauber des kleinen Volkes ihn auch nur kümmerten, und er zog vorbei wie ein Sturm. Man sagt, ein paar Beherzte seien ihm gefolgt bis zu dem Eingang der Höhle, vor der die drei Dryaden lebten. Dort hätte der Schatten Gestalt angenommen, und doch wurde der Schrecken seiner Macht dadurch kaum verhüllt. Die Dryaden, obwohl in großer Furcht, spürten seine dunkle Weisheit und riefen ihn an. Und so sprachen sie, sich verdammend: „Sagt, Finsterer, kennt Ihr das Geheimnis unseres Daseins und warum wir an unseren Baum gebunden sind, obschon es uns verlangt, etwas von der Welt zu sehen?“
Antwort erhielten sie, und angeboten wurde ihnen, von der Kette zu ihrem Baum befreit zu werden, denn so sprach die Schattengestalt: „Euer Geheimnis kenne ich, doch gebe ich es nicht preis. Jedoch so viel will ich sagen, als dass es genügt, wenn euer Herz bei eurem Baum verbleibt. Ihr wäret dann frei. So wählet, ob ihr dies wollt“. Sie willigten ein, aber ließen den Schreiter der Nacht schwören, dass Ihrem Baum dabei kein Leid geschehe. Er tat den Schwur und riss ihnen sodann durch gewaltige Worte der Schattenmagie ihre Herzen heraus und kettete jene für alle Zeit an ihre Bäume. Die leere Stelle in ihren Leibern aber füllte er mit Schatten. Da spürten die Dryaden, dass er Wort gehalten und sie dennoch betrogen hatte. Vom Licht ihres Daseins hatte er sie zur Finsternis geholt, und fremd und kalt und einsam standen sie verloren da. Er aber sprach: „So kostet die Freiheit, die ich euch gegeben, und heißet sie Fron.“ Er betrat die Höhle und sie mussten ihm folgen und was ihr Schicksal war ist unbekannt.
Die Eichen jedoch, vereint mit den reinen Herzen, wachen uralt noch heute am Eingang der Höhle und warten wachsam und hoffend auf der Dryaden Rückkehr.
So erzählen die Halblingsmütter. Aber ob die Geschichte vom Nachtschreiter und den Dryaden wahr ist oder nur dazu dient, den neugierigen Halbingskindern das Betreten der Höhle zu verleiden, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass der Wanderer, der sich der Höhle nähert, eine Präsenz und Wachsamkeit spürt, sobald er unter die Eichen tritt.
((Danke an lori4ever für die Erstellung der Hintergrundgeschichte))